Der Fachkräftemangel entwickelt sich in der Schweiz zunehmend zu einer erheblichen Herausforderung. Prognosen von PwC deuten darauf hin, dass bis 2030 im öffentlichen Sektor über 130.000 Fachkräfte fehlen werden. Besonders betroffen sind Schlüsselbereiche wie Bildung, Sicherheit, Verteidigung und das Gesundheitswesen. Dies stellt nicht nur eine Gefahr für die Qualität öffentlicher Dienstleistungen dar, sondern belastet auch die gesamte Wirtschaft des Landes. Eine Studie der Netzwoche zeigt, dass durch geeignete Integrationsmaßnahmen etwa 600.000 Menschen zur Linderung des Fachkräftemangels beitragen könnten.
Rund 92% der Schweizer Unternehmen sind von diesem Mangel betroffen. 42% dieser Firmen stufen das Problem als sehr dringlich ein. Der Mangel an qualifiziertem Personal führt zu erhöhten Arbeitsbelastungen für die bestehenden Mitarbeiter, verlängerten Projektlaufzeiten und potenziell auch zu einer verringerten Wettbewerbsfähigkeit. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen, die nicht die Ressourcen großer Konzerne haben, um international nach Fachkräften zu suchen, sind stark betroffen.
In Deutschland ist die Lage ähnlich besorgniserregend. Laut aktuellen Berichten von Nexaria gibt es derzeit rund 1,74 Millionen offene Stellen, die von Fachkräften besetzt werden müssen. Besonders betroffen sind technische Berufe, das Gesundheitswesen und der IT-Sektor. Diese Branchen sind essenziell für die Innovationskraft und wirtschaftliche Stabilität des Landes.
Die deutsche Regierung und Unternehmen haben verschiedene Maßnahmen ergriffen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Diese umfassen:
Upskilling
Weiterbildungsprogramme, um die Fähigkeiten der bestehenden Belegschaft zu erweitern und sie auf neue technologische Anforderungen vorzubereiten.
Automatisierung
Einsatz von Technologie, um Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten und so den Bedarf an Arbeitskräften zu reduzieren.
Verbesserte Rekrutierungsstrategien
Nutzung neuer Wege zur Anwerbung von Fachkräften, inklusive internationaler Rekrutierung und der Anwerbung von Fachkräften aus bisher weniger berücksichtigten Gruppen.
Trotz des Fachkräftemangels zögern viele Firmen und Behörden, ältere Arbeitnehmer einzustellen. Dies liegt an verschiedenen Vorurteilen und Missverständnissen:
Wahrgenommene Kosten
Oft besteht die Annahme, dass ältere Arbeitnehmer teurer sind, sei es durch höhere Gehaltserwartungen oder gestiegene Gesundheitskosten. Diese Wahrnehmung hält Unternehmen davon ab, ältere Kandidaten einzustellen, obwohl diese beträchtliche Erfahrung und Stabilität in die Position einbringen könnten. Die Realität zeigt jedoch, dass Erfahrung und das damit verbundene Wissen eine wertvolle Ressource für jedes Unternehmen darstellen.
Technologische Fähigkeiten
Es gibt die verbreitete Annahme, dass ältere Arbeitnehmer möglicherweise nicht auf dem neuesten Stand der Technik sind oder sich neuen Technologien weniger gut anpassen können. Gerade in technologieabhängigen Branchen ist dies ein großes Anliegen. Doch auch hier haben Unternehmen die Verpflichtung, ältere Arbeitnehmer in der Weiterbildung zu unterstützen, genauso wie jüngere Kollegen.
Beschäftigungsdauer
Arbeitgeber befürchten manchmal, dass ältere Arbeitnehmer nicht lange genug bleiben, um die Investition in ihre Einarbeitung und Integration zu rechtfertigen. Diese Sorge hängt mit der Annahme zusammen, dass ältere Arbeitnehmer ihrer Rente näher sind und möglicherweise eine kürzere Verweildauer im Unternehmen haben als jüngere Mitarbeiter. Jedoch zeigt eine Studie von CapRelo, dass jüngere Arbeitnehmer (Altersgruppe 25-34 Jahre) durchschnittlich nur drei Jahre in einem Unternehmen bleiben, was häufigere Wechsel als bei älteren Arbeitnehmern impliziert. Der Wissenstransfer von Alt zu Jung kann zudem dazu führen, dass jüngere Mitarbeiter stärker an das Unternehmen gebunden werden.
Kulturelle Passung
Jüngere Personalverantwortliche könnten das Gefühl haben, dass ältere Arbeitnehmer nicht gut in ein Team passen, insbesondere wenn das bestehende Team deutlich jünger ist. Unterschiede in Arbeitsstilen oder sozialen Dynamiken können hier eine Rolle spielen. Doch ältere Mitarbeiter bringen oft jahrzehntelange Berufserfahrung mit, die in verschiedenen Situationen wertvoll ist. Diese Erfahrung kann zur Fehlervermeidung beitragen und jüngere Teammitglieder können viel von ihnen lernen. Ihre umfassende Berufserfahrung macht sie oft zu hervorragenden Mentoren und Ratgebern.
Altersdiskriminierung und ihre Folgen
Trotz gesetzlicher Schutzmaßnahmen bleibt Altersdiskriminierung ein reales Problem. Ältere Kandidaten werden oft als "überqualifiziert" angesehen, was manchmal als Euphemismus für "zu alt" dient. Diese subtile Diskriminierung beeinflusst die Einstellungsentscheidungen, selbst wenn der Kandidat alle anderen Jobanforderungen erfüllt.
Ältere Arbeitnehmer bringen eine Fülle von Erfahrung und Fachwissen mit, die sie über Jahre, oft Jahrzehnte, in ihrer Karriere aufgebaut haben. Diese Erfahrung kann einen unschätzbaren Wert für Unternehmen darstellen, besonders in komplexen Situationen, wo tiefgreifendes Verständnis und bewährte Problemlösungsfähigkeiten gefragt sind. Teams, die aus Mitgliedern unterschiedlichen Alters bestehen, profitieren von vielfältigen Perspektiven, die zu innovativeren Lösungen führen können. Ältere Arbeitnehmer können eine wichtige Rolle in der Führung und beim Mentoring jüngerer Kollegen spielen. Ihre beruflichen Erfahrungen machen sie oft zu hervorragenden Mentoren und Ratgebern.
Angesichts der anhaltenden Herausforderungen durch den Fachkräftemangel ist ein Umdenken in der Altersstruktur der Unternehmen notwendig. Ältere Mitarbeiter sind keine Last, die ein Unternehmen belastet, sondern eine wertvolle Ressource, deren Erfahrung und Wissen genutzt werden sollte. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen Altersdiskriminierung aktiv entgegenwirken und ältere Arbeitnehmer als integralen Bestandteil des Arbeitsmarktes anerkennen und schätzen.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass viele Menschen ihren Beruf als Berufung sehen und ihr Wissen und ihre Erfahrung gerne in ein Unternehmen einbringen möchten. Die Einbeziehung älterer Mitarbeiter kann daher nicht nur zur Lösung des Fachkräftemangels beitragen, sondern auch die Leistungsfähigkeit und das Arbeitsklima innerhalb eines Unternehmens erheblich verbessern.
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