In einer Welt, die sich schnell verändert und in der Professionalität und Kompetenz oft durch Zertifikate bestätigt werden, bleibt die Frage aktuell, ob umfangreiche Berufserfahrung als gleichwertiger Ersatz für formale Qualifikationen gelten kann. Dieser Aufsatz untersuchte die Bedeutung und den Wert von Zertifikaten im Vergleich zu Berufserfahrung, insbesondere am Beispiel des IREB-Zertifikats im Bereich Requirements Engineering.
Zertifikate dienen als Nachweis spezifischer Fähigkeiten und Kenntnisse, die in standardisierten Prüfungen verifiziert werden. Sie bieten eine zuverlässige Bestätigung für das Vorhandensein bestimmter Kompetenzen, was insbesondere in regulierten Berufsfeldern unerlässlich ist. Niemand würde beispielsweise wünschen, dass jemand ohne entsprechendes medizinisches Examen in einem Krankenhaus Patienten behandelt. Hier zeigt sich die unbestrittene Notwendigkeit formaler Abschlüsse und Zertifikate.
Allerdings ist die Situation in weniger streng regulierten Feldern, wie dem IT-Sektor, oft weniger eindeutig. Nehmen wir das Beispiel eines IT Business Analysts, der über 25 Jahre Erfahrung verfügt. In solchen Fällen kann argumentiert werden, dass umfangreiche berufliche Erfahrungen ein tiefgreifendes, oft auch praktischeres und anpassungsfähigeres Verständnis der Materie ermöglichen als theoretische Ausbildungen. Berufserfahrung ermöglicht es, Wissen in vielfältigen und komplexen Situationen anzuwenden, was wiederum zu einer intuitiven und effizienten Problemlösung führt.
Das IREB-Zertifikat für Requirements Engineering ist ein gutes Beispiel dafür, wie spezialisierte Zertifikate dennoch ihre Daseinsberechtigung haben. Sie zertifizieren nicht nur Wissen, sondern auch die Fähigkeit, dieses Wissen nach den aktuellen Standards der Branche anzuwenden. Ein Zertifikat wie das IREB kann daher als Art Qualitätssiegel dienen, das insbesondere in Projekten, die eine standardisierte Herangehensweise erfordern, von großem Wert ist.
Die Frage, ob ein Zertifikat trotz langjähriger Berufserfahrung erforderlich ist, hängt stark vom jeweiligen Kontext ab. In Branchen, in denen die neuesten Standards und Methoden regelmäßig aktualisiert werden, können Zertifikate als Nachweis für die fortwährende Weiterbildung und Anpassung an aktuelle Trends dienen. Andererseits sollte in Bereichen, in denen praktische Erfahrung eine größere Rolle spielt, diese nicht durch die Notwendigkeit ständiger Rezertifizierung erfolgen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl Zertifikate als auch Berufserfahrung ihre jeweiligen Vorteile und Berechtigungen haben. Die Entscheidung, welcher der beiden Aspekte in einer bestimmten Situation wichtiger ist, sollte sorgfältig abgewogen werden, wobei die spezifischen Anforderungen des Berufsfelds und die Art der zu erledigenden Aufgaben zu berücksichtigen sind. In einer idealen Arbeitswelt würden beide Aspekte als integraler Teil der Fachkompetenz anerkannt und wertgeschätzt.
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